Canon AE-1 – die Kamera, die mich bekehrte

Diese Kamera ist nichts für mich, dass stand fest. Warum? Ganz einfach, sie ist von Canon und ich bin seit jeher ein Nikon Fan. Sie hat neben der manuellen Betriebsart eine Blendenautomatik, was auch nicht mein Ding ist. Denn ich habe lieber Kontrolle über die Schärfentiefe, verwende also eher eine Zeitautomatik Und dann bekam ich ein Exemplar von einer Kundin geschenkt. Nach dem Motto: Sie interessieren sich doch für alte Fotoapparate, ich hab sie geerbt, ich kann damit nichts anfangen, ich lasse sie ihnen mal da …

Die Canon AE-1 ist mit fast 5 Millionen verkauften Exemplaren eine der erfolgreichsten Kameras aller Zeiten und sie erfreut sich bis heute einer großen Fangemeinde – deren Sache, dachte ich.

Und da lag sie nun auf meinem Arbeitstisch und wartete auf ihren Wiedereinsatz 🤨. Und wie sie da so rumlag, klassisch mit einem 50mm / 1.8 Standardobjektiv ausgestattet, gewöhnte ich mich nicht nur an ihren Anblick, sondern ich fand sie auf einmal richtig schön. So muss eine Kamera aussehen, klare, kantige Formen, übersichtlich angeordnete Bedienelemente – ein auf das Wesentliche reduziertes Arbeitsgerät.

Und dann eines schönen Sommertags ☀️ war es doch soweit – ich legte meinen Standardtestfilm, den Kodak ColorPlus 200, ein und begann mit der Canon AE-1 zu fotografieren.

Fotos der Canon AE-1

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Steckbrief

Bauart:
Spiegelreflex Kamera für 35 mm Filme
Baujahr: 
1976 – 1984
Objektiv:
Canon FD-Bajonett
ASA/ISO:
25 – 3200
Verschluss:
Tuch-Schlitzverschluss, 2 – 1/1000 Sek. und Bulb
Belichtungsmesser:
Mittenbetonte TTL Messung, Belichtungskorrektur + 1,5
Fokussierung:
Manuel, Mikroprismenring mit Schnittbildindikator
Sucher:
Bildfeld: vertikal 93,5 %, horizontal 96%; Blendenskala mit Nadelindex, LED Signal für den manuellen Modus
Modi:
Manuell, Blendenautomatik
Maße Gehäuse:
141 x 87 x 47,5 mm, 590 g
Batterie:
6 V PX28, Varta V28PXL
Extras:
Selbstauslöser 10 Sek.

Augen auf beim Kamerakauf

In dieser Anleitung habe ich dir 7 Praxis-Tipps zusammengestellt, worauf du beim on- und offline Kauf einer gebrauchten analogen Kamera achten solltest.

Design, Ausstattung und Funktionen – für Freunde der Blendenautomatik

Wie schon erwähnt, ist die AE-1 ein eher funktionales Arbeitsgerät. Die wichtigsten Bedienelemente befinden sich oben auf der rechten Seite des Bodys. Hier ist der Auslöser, ein Hebel mit dem man den Auslöser verriegeln (Stellung “L”) und den Selbstauslöser (Stellung “S”) aktivieren kann, das Bildzählwerk und rund um den Schnellspannhebel das Verschlusszeitenrad mit integriertem ASA/ISO-Ring um die Filmendfindlichkeit einzustellen.

Unter dem Auslöser befindet sich der Hebel mit dem man den Auslöser verriegelt (Stellung jetzt 8 Uhr). Schiebt man den Hebel auf 9 Uhr ist die Kamera betriebsbereit. Mit der Stellung auf 12 Uhr wird der Selbstauslöser aktiviert.

Das Batteriefach ist, extrem gut zugänglich, an der Vorderseite der Kamera angebracht.

Die Canon AE-1 ist ein Meilenstein im Kamerabau, sie war die erste Kamera, die komplett elektronisch mit einem zentralen Mikrocontroller gesteuert wurde. Das bedeutet, ohne Batterie geht hier nichts. Zum Trost ist das Batteriefach wesentlich leichter zugänglich als bei anderen Kameras 😉. Es befindet sich vorne links neben dem Objektiv und ist über einen kleinen Hebel zu öffnen. Man spart sich also das fummelige Geschraube mit einer Münze.

Ein weiterer Vorteil: die Canon AE-1 Batterie ist eine simple 6 Volt – V28 PXL oder PX28L oder PX28 oder 4SR44 – alle können genommen werden und sind nicht schwer zu bekommen.

Mit dem Batterieprüfknopf, der sich rechts neben der Rückspulkurbel befindet, kannst du die Güte deiner Batterie prüfen. Der Nadelindex im Sucher zeigt den Ladezustand der Batterie an. Schaue also in den Sucher und drücke auf den Batterieprüfknopf – ist die Batterie ganz frisch, zeigt die Blendennadel auf 2.8 – wenn die Nadel sich auf 5.6 einpendelt, muss sie ausgetauscht werden.

Halbvolle Batterie – die Blendennadel zeigt beim Test auf 4.

Auch wenn sich die Belichtungseinstellungen der AE1 komplett manuell einstellen lassen, ist sie eigentlich dafür gemacht, im halbautomatischen Modus mit Blendenautomatik bedient zu werden. Dazu stellt man den Blendenring am Objektiv auf das grüne A, wählt am Belichtungszeitrad die gewünschte Zeit und die Kamera wählt automatisch die zur Zeit und Filmentfindlichkeit passende Blende. Mit leichten Druck auf den Auslöser aktivierst du den Belichtungsmesser und die Nadelindex im Sucher zeigt dir an, welche Blende die Kamera verwenden wird.

Um im Halbautomatik-Modus (Blendenautomatik) zu fotografieren, musst du den Bledenring am Objetiv auf das grüne A drehen.

Du kannst die Blende aber auch manuell am Objektiv einstellen. Hierzu musst du den kleinen Knopf rechts neben dem A am Blendenring des Objektives drücken, um den Ring zu entriegeln und die A Einstellung zu verlassen. Wenn du jetzt in den Sucher guckst, blinkt dir vom oberen Ende der Blendenskala hecktisch ein rotes M entgegen und weist dich darauf hin, dass du im manuellen Modus bist. Dieses blinkende M finde ich persönlich aber so nervig, dass ich lieber im halbautomatischen Modus fotografiere und die Blende über die Wahl der Belichtungszeit beeinflusse. Sprich, will ich mehr Schärfentiefe im Bild, wähle ich eine längere Belichtungszeit damit die AE-1 eine kleinere Blende verwendet oder umgekehrt, für weniger Schärfentiefe wähle ich eine kürzere Belichtungszeit und lasse so eine größere Blende zu. Dank des arretierbaren Abblendknopfes vorne links neben dem Objektiv, kannst du die Schärfentiefe auch visuell überprüfen. Wenn du mehr zu Blende und Belichtungszeit erfahren willst, lies [Bildbelichtung im Griff].

Die Canon AE-1 besitzt einen Gegenlichtknopf, der wenn er während der Belichtungsmessung und dem Auslösen gedrückt gehalten wird, die Belichtung um 1,5 Lichtwerte verlängert. Das ist zwar eine etwas eingeschränkte Belichtungskorrektur, aber besser als nichts. Mit dem schwarzen Knopf unter dem Gegenlichtknopf kannst du übrigens auch den Belichtungsmesser aktivieren. Musst also nich immer über den Auslöser gehen.

Abblendknopf (klein und silberfarben), darunter Belichtungsmesserknopf und ganz unten die Abblendtaste

Die Handhabung oder bloß kein Schnickschnack

Mit der Canon AE-1 zur fotografieren ist eine sehr pure Sache und genau das gefällt mir an ihr. Der eckige Body liegt, auch Dank des kleinen Wulstes am Batteriefachdeckel, gut in der Hand und ist mit 740 g (inkl. Batterie und 50mm Objektiv) angenehm schwer. Der Sucher, der 95% des tatsächlichen Aufnahmeformates abbildet, ist übersichtlich und hell und lässt dich dank Prismenring mit Schnittbildindikator problemlos fokussieren. Sie ist unkompliziert in der Handhabung und ich muss gestehen, dass ich mich, trotz der Vorurteile gegen Canon, recht wohl mit ihr fühlte. Ich bin zwar immer noch kein Blendenautomatik-Fan aber ich kann auch nicht mehr sagen: »Canon kommt mir nicht ins Haus.« 

Videos zur AE-1

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Problemzonen

Neben den üblichen Dingen, die du beim Kauf einer Gebrauchtkamera beachten solltest (Lies auch hierzu: 7 Problemzonen bei analogen Kameras, die du kennen solltest), rate ich bei der Canon AE-1 auf jeden Fall dazu, auf ungewöhnliche Geräusche beim Auslösen zu zu achten. Denn viele ältere Kameras der A-Serie haben sogenanntes Asthma oder Keuchhusten. Dieses komische Nebengeräusch, welches durch das verharzen der Spiegelbremse entsteht, lässt sich zwar reparieren, ist aber mit ein wenig Schraubarbeit verbunden.

Weitere Infos zum Asthma der A-Serie bekommst du hier: Was pfeift denn da?

Der Batteriefachdeckel ist eine weitere Schwachstelle der AE-1. Manchmal ist er zerbrochen oder fehlt gar ganz.

Fazit

Willst du einen grundsoliden Klassiker, der Dank des FD-Bajonetts mit einer Objektivvielfalt gesegnet ist, die ihres Gleichen sucht, stehst du auf Blendenautomatik, weil du gerne auch bewegte Motive einfängst dann ist die Canon AE-1 die perfekte Kamera für dich.

Je nach Zustand und Objektiv bekommst du sie zwischen € 80,- und € 180,-. Wobei die schwarzen Exemplare tendenziell teurer sind.