7 Problemzonen bei alten Kameras, die du kennen solltest

Tipps + Tricks

Mit einer analogen Kamera begibst du dich immer auch auf eine kleine Zeitreise. Viele von ihnen haben schon einige Jahre auf dem Buckel, und so ist ein gewisser Verschleiß nicht auszuschließen. Außerdem gab es natürlich in der langen Geschichte der Fotografie etliche Erfindungen und Innovationen, aber auch Trends und Moden, die sich zwischenzeitlich überlebt haben.

Im folgenden lernst du sieben Probleme bei älteren Fotoapparaten kennen, die du beim Kauf einer analogen Kamera auf dem Schirm haben solltest.

1. Poröse Lichtdichtungen

In den 1970er und 1980er Jahren wurde die Kamerarückwand häufig mit Schaumstoff abgedichtet. Dieser Schaumstoff zersetzt sich mit der Zeit gerne zu einer klebrig-bröseligen Masse. Hier besteht die Gefahr, dass diese Brösel das Filmfach verdrecken und dass dieses zudem nicht mehr lichtdicht ist.

Hier siehst du eine kaputte Lichttdichtung. Sie wird bröselig und hell.

Man kann die klebrige Masse auskratzen.

Du solltest die alte Lichtdichtung auf jeden Fall entfernen, weil sonst die Gefahr besteht, dass sie sich unschön in der Kamera verteilt. Im Internet gibt es viele Anbieter, die Material verkaufen aus dem du dir neue Dichtungen schneiden kannst. Und der Kameradoktor bietet für ein paar Modelle passgenaue Dichtungen an. Wenn du keine Lust zu basteln hast, solltest du eine Kamera erstehen, bei der die Dichtungen schon erneuert wurden.

2. Kaputter Spiegeldämpfer (betrifft nur SLRs)

Auch der Spiegeldämpfer, der den Anschlag des Spiegels beim Hochklappen abfedert, wurde gerne aus Schaumstoff gefertigt. Und ja, auch das zerbröselt mit der Zeit. Meist reicht schon ein kleines Anstupfen des Schaumstoffes und er zerfällt.

Kaputter Spiegeldämpfer

Hochklappender Spiegel in Zeitlupe. Der Schaumstoffdämpfer fängt den Spiegelschlag ab.

Wenn der Spiegeldämpfer sich in seine Bestandteile auflöst, verdreckt er dir sehr schnell die Mattscheibe und das nervt echt. Also lieber den alten bröseligen Dämpfer schnell rauskratzen und durch einen neuen ersetzen.

3. Ausgelaufene Batterien

Der Zahn der Zeit nagt auch an in der Kamera vergessenen Batterien. Diese laufen dann gerne mal aus. Du erkennst es daran, dass das Batteriefach weißgrünliche Ablagerungen hat und metallisch-sauer riecht. Das Problem hierbei ist, dass mit diesen Ablagerungen die Kontakte nicht mehr richtig leiten. Du musst sie säubern und, wenn du Glück hast, tut dann wieder alles, wie es soll. Ich hatte aber auch schon Fälle, in denen die Batteriesäure ganze Kabel zerfressen hat. Dann ist Löten angesagt 😳.

    4. Falsche Belichtungszeiten

    Die Belichtungszeiten, mit denen du festlegst, wie lange der Verschluss deiner Kamera geöffnet bleibt (lies hierzu auch gerne Bildbelichtung im Griff), können mit der Zeit auch ein wenig schwächeln. Daher solltest du die längeren Zeiten, also von 1/30 bis 1 Sekunde, durchtesten, da meistens diese einwenig »einrosten«. Dazu stellst du das Zeitrad auf die gewünschte Zeit, löst aus und hörst genau hin. Natürlich kannst du nicht auf den Bruchteil einer Sekunde genau hören, wie lange der Verschluss offen bleibt. Aber es sollten klare Unterschiede zu hören sein.

    Hier Hörbeispiele von folgenden Belichtungszeiten: 1/15, 1/8, 1/4, 1/2, 1
    Beim ersten Beispiel laufen die Zeiten korrekt, beim zweiten ist die halbe Sekunde einen Tick zu langsam und die Sekunde viel zu langsam.

      Hörbeispiele Belichtungszeiten

      1/15 + 1/8 + 1/4 + 1/2 + 1

      5. Verölte Blende

      Gerne verteilt sich auch mal das Öl, mit dem die Fokusschnecke (Schraubgewinde, um das du den Fokusring drehst) geschmeidig gehalten wird im Inneren des Objektivs. Das kann zur Folge haben, dass sich die Blendenlamellen nicht mehr ordentlich öffnen und schließen. Das ist natürlich blöd, weil du ja mit den Lamellen steuerst, wieviel Licht auf den Film fällt.

      Um zu testen, ob die Lamellen verölt sind, drehst du zuerst den Blendenring des abgeschraubten Objektivs hin und her und beobachtest, ob sich die Blende gleichförmig öffnet und schließt. Wenn sie das, wie unten gezeigt, tut, hat sie den ersten Test bestanden – Check!

      Für den zweiten Test (brauchst du nur bei Objektiven für SLRs) drehst du die Blende am Objektiv so weit zu wie möglich – also Blendenzahl 16 oder 22. Dann betätigst du den »Springblendenauslöser« hinten am Objektiv. Mit diesem öffnest du erst die Blende (das ist der Mechanismus für die Offenblendenmessung) und schließt sie dann wieder. Beim Schließen müssen sich die Blendenlamellen blitzschnell schließen. Tun sie das nicht, sondern fallen eher in Zeitlupe zu, liegt eine Verölung vor. Das ist zwar meistens durch Reinigen zu reparieren, aber dafür musst du das Objektiv auseinander bauen. Daher mein Rat, lass die Finger von verölten Objektiven. Es sei denn, du hast Spaß am Basteln.

        Test 1: Öffne und schließe die Blende – hier ist alles gut.

        Test 2: Schließe die Blende und betätige den Springblendenauslöser – hier fällt die Blende schnell zu – Check!

        Hier fällt die Blende zu langsam zu – sie ist verölt.

        6. Quecksilber-Batterien

        Alles wichtige zu diesem Thema findest du in einem Absatz von: Finde die analoge Kleinbildkamera die zu dir passt

          7. Exotische Filmtypen

          Einfache Kameras für den Massenmarkt haben eine lange Tradition. Vorreiter waren hier die Boxkameras, die so simpel zu bedienen waren, dass wirklich jeder mit ihnen fotografieren konnte. In der Mitte des letzten Jahrhunderts buhlten zwei Firmen im großen Stil um die Gunst der Amateurfotografen – Kodak und Agfa. Sie bauten Kameras, die man ohne viel Vorwissen bedienen konnte. Sie versuchten, jede technische Hürde beim Fotografieren auszuräumen – natürlich mit dem Ziel, möglichst viele ihrer Filme verkaufen zu können.

          Eine dieser Hürden lag beim Filmeinlegen. Okay, um einen Film in eine Kamera einzulegen, bedarf es ein wenig Geschick und Sorgfalt.

          Und ja, ich gestehe, auch mir ist es erst im letzten Sommer wieder einmal passiert, dass ich einen Film in Hektik nicht richtig eingelegt habe und er nicht transportiert wurde 😙. Das habe ich natürlich erst bemerkt als der Film längst hätte voll sein müssen. So kam ich mit leerem Film vom Fotospaziergang zurück – ärgerlich 😠.

          Das wäre mir mit einem Kassetten-Film nicht passiert. Dieser Kassetten-Film wurde von Kodak 1963 mit dem sogenannten Instamatic-System auf den Markt gebracht. Aber diesen Film, auch 126 genannt, gibt es nicht mehr.

            Der Kassetten-Film (126) von Kodak, machte das Filmeinlegen zum Kinderspiel.

            Passende Kamera zum Film – Instamatic 500

            Die deutsche Antwort auf den 126 war der Agfa Rapid, ein System aus zwei Filmpatronen, mit denen das Einlegen auch leichter werden sollte. Die DDR übernahm dieses Rapid-System und nannte es SL (Schnellladesystem). Und auch für diese deutsch-deutsche Lösung gibt es aktuell keine professionelle Filmherstellung mehr.

            Agfas Antwort auf den 126, der Rapid

            Rapid/SL Duo: Bilora Radix und Pentacon Penti

            Es gibt natürlich Anleitungen, wie du aktuelles Filmmaterial in diese alten Systeme bekommst. Aber wenn du keine Lust hast, zu basteln, solltest du um Kameras auf denen Instamatic, Rapid oder SL steht, lieber einen Bogen machen.

            Die gute Nachricht zum Schluss: Für den kleinen Bruder des 126, den 110 (Pocketfilm) bietet Lomography nach wie vor frisches Material. 👏