Okay? Go!

Und? welcher Typ bist du so? Denkst du eher:
Aller Anfang ist schwer. Oder
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Oder
Eine Reise von 1.000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.

Ich bin ganz klar Typ zwei. Total energetisch und positiv gestimmt, wenn etwas Neues beginnt oder ich was Neues lernen kann. Vielleicht stehe ich auch deshalb so auf analoge Fotografie. Weil jeder neue Film, den ich in eine Kamera einlege ein Neuanfang ist 😁.

Die folgenden drei Übungen, sollen dir deinen Einstieg in die analoge Fotopraxis erleichtern. Und das Gute ist, für die ersten beiden Übungen brauchst du nicht mal eine Kamera. Also, falls du noch keine Kamera gefunden hast oder sie noch auf dem Weg zu dir ist, kannst du trotzdem gleich loslegen.

 

Übung 1: Hallo Licht!

Das wichtigste Element beim Fotografieren ist das Licht. Deshalb dreht sich in dieser Übung alles um deinen engsten Verbündeten, das Tageslicht.

Nimm es bewußt wahr. Wie verändert sich das Licht im Laufe eines Tages? Das kannst du draußen, aber gerne auch drinnen machen. Wie verändert sich die Wirkung von Räumen und Objekten durch unterschiedliches Tageslicht?

Wie verändert sich das Licht je nach Wetter? Gibt es Schatten? Sind sie hart oder weich? Wo steht die Sonne? Aus welcher Richtung kommt das Licht gerade? Gibt es Licht, dass dir besonders gefällt?

Halte einfach im Laufe eines Tages, egal wo du bist und was du gerade machst, kurz inne und werde dir über die aktuelle Lichtsituation klar.

  

Übung 2: Schule deinen Blick

Vielleicht hast du das auch schon mal erlebt: Du siehst ein geniales Motiv machst ein Foto davon und bist total enttäuscht vom Ergebnis, weil das Foto überhaupt nicht das wiedergibt, was du gesehen hast.

Die Erklärung für dieses Phänomen ist recht simpel: deine Kamera guckt ganz anders als du. Hier sind die drei wichtigsten Unterschiede, die du im Hinterkopf behalten solltest:

  1. Du guckst nicht nur mit den Augen sondern auch mit deinem Gehirn. Das bedeutet, dein Gehirn verarbeitet das Gesehene unmittelbar und bereitet die für dich wichtigsten Informationen aus diesem visuellen Eindruck auf. Alles was für dich nicht relevant ist wird rausgefiltert und nicht bewußt wahrgenommen. Du siehst selektiv und subjektiv. Deine Kamera sieht total und objektiv. Sie fängt gnadenlos alles ein was in ihrem Bildfeld ist.
  2. Wenn du mit beiden Augen siehst, guckst du stereoskopisch, kannst also räumlich sehen. Deine Kamera kann das nicht, sie nimmt keine Tiefe wahr, sie nimmt die Dinge zweidimensional auf.
  3. Du siehst ein Motiv immer im größeren Zusammenhang mit seiner Umgebung. Dein Motiv ist Teil einer Szenerie, die du wahrnimmst und die seinen Reiz vielleicht entscheidend erhöht. Eine Kamera schneidet diese Umgebung gnadenlos ab. Alle Faktoren des Motivs jenseits der Bildgrenze existieren im Foto einfach nicht.

Ziel dieser Übung ist es, dass du ein wenig mehr wie deine Kamera zu sehen lernst. Dafür besorgst du dir ein Stück schwarzen Karton und schneidest diesen auf ein Format von 25 x 20 cm. Aus diesem Stück schneidest du mittig ein Rechteck mit den Maßen 12 x 10,5 cm. Jetzt hast du einen Motivsucher.

Mt diesem Motivsucher machst du dich jetzt auf den Weg. Gehe am besten eine Strecke, die du oft gehst, wo du denkst, das kenne ich in und auswendig. Und genau auf diesem Weg hältst du Ausschau nach Motiven, nach Dingen, die dich ansprechen, die du vielleicht immer schon interessant fandest oder auch nie bewußt wahrgenommen hast.

Betrachte all diese Motive durch deinen Motivsucher, in dem du ihn mit ein wenig Abstand vors Gesicht hältst und ein Auge dabei verschließt. Durch den schwarzen Rahmen des Motivsuchers isolierst du dein Motiv und durch das einäugige Gucken siehst du nur noch zweidimensional – genau wie deine Kamera also.

Ist das anvisierte Motiv so immer noch interessant? Oder musst du den Bildausschnitt verändern um es spannender zu machen? Musst du vielleicht ein ganz neues Motiv suchen? Egal, was das Ergebnis ist, diese Übung wird dich befähigen bei deiner Motivwahl mehr wie deine Kamera zu gucken. Also vorher schon absehen zu können, wie deine Kamera das Motiv abbilden wird.

 

Übung 3: Machen und Spaß haben!

Du hast eine Kamera, du weißt halbwegs wie sie funktioniert und du hast ein paar Filme zur Hand. Super, dann geht die Reise jetzt los! Denn jetzt gehst du genau den Weg, den du schon mit deinem Motivsucher beschritten hast nochmal ab.

Finde deine Motive wieder und entdecke auch neue und fotografiere sie. Achte dabei auch auf das Licht. Komm vielleicht später nochmal wieder, bei anderem Licht und mach dein Foto nochmal. Wichtig dabei ist, dass es dir Spaß macht, auch wenn die Technik vielleicht am Anfang noch etwas tückisch ist. Und dass du es einfach machst. Und wieder und wieder machst. Denn du weißt ja was Helmut Newton gesagt hat: »Die ersten 10.000 Fotos sind die schlechtesten.«

Und jeder neue Film ist ein neuer Anfang, eine neue Gelegenheit, die du dir einfach nicht entgehen lassen solltest 😉.

Also hau rein und gut Licht!