4 Gründe, warum du mit einer analogen Kleinbild-Spiegelreflexkamera starten solltest

Der Markt an gebrauchten analogen Kameras ist riesig und gerade für Anfänger echt unübersichtlich. Wenn du also am Anfang stehst und noch keine analoge Kamera besitzt, rate ich dir zu einer Kleinbild-Spiegelreflexkamera (SLR).

Warum, das erfährst du in diesem Beitrag.

Wenn du wissen möchtest, wie eine solche Kamera funktioniert, schau hier nach: Basics SLR

 

Kleinbild-SLR was’n das?

»Kleinbild« deshalb, weil du diese Kameras mit einem Kleinbildfilm lädst. Der Kleinbildfilm (auch KB-Film oder 135er genannt) war in den Zeiten der rein analogen Fotografie der meist genutzte Film. Standardmäßig kannst du 24 oder 36 Fotos auf einen 135er belichten. Das Bildformat dieses Films beträgt 24×36 mm, was dem heutigen Vollformat Sensor entspricht.

Kleinbildfilm links, sein größerer Bruder, ein Mittelformatfilm (120er oder auch Rollfilm), rechts

Entwickelte KB Negativstreifen

SLR kommt aus dem Englischen und ist die Abkürzung für »Single Lens Reflex«. Das bedeutet, dass diese Kameraart nur ein Objektiv und einen Spiegel hat, über den das Licht und Bild in den Sucher reflektiert wird. Das Magische an dieser Kamerabauart ist das sogenannte Dachkantprisma. Das ist ein Stück Glas, das dafür sorgt, dass das Bild richtig herum und nicht seitenverkehrt im Sucher angezeigt wird.

Ein Problem welches zweiäugige Spiegelreflexkameras (TLR = Twin Lens Reflex) oder auch Mittelformat-Spiegelreflexkameras haben.

Unter dem »Häuschen« befindet sich das magische Dachkantprisma.

Links die Mutter aller zweiäugigen Spiegelreflexkameras – eine Rolleiflex, rechts eine Mittelformat SLR – eine Kowa Six. Beide zeigen das Bild im Sucher seitenverkehrt.

So, genug Vorgeplänkel, jetzt zu den Gründen.

Grund 1: Handhabung

Eine analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera zu bedienen, ist kein Hexenwerk:

  • Film einlegen,
  • Filmempfindlichkeit (ASA/ISO) einstellen, 
  • Motiv finden,
  • durch den Sucher gucken,
  • den Bildausschnitt festlegen,
  • fokussieren, 
  • Belichtungsmesser aktivieren,
  • Blende und Belichtungszeit anpassen,
  • den Auslöser drücken,
  • den Film weiter transportieren,
  • das nächste Motiv finden…

Der meist helle und große Sucher, der fast 100 prozentig das abbildet, was nachher auch auf deinem Foto zu sehen sein wird, ist in meinen Augen der größte Vorteil dieses Kameratyps. Du siehst durch das Objektiv was die Kamera »sieht« und kannst so gut beurteilen, ob das Motiv taugt oder nicht. 

Blick in den Sucher einer Canon AE-1. Am rechten Rand der Nadelindex des Belichtungsmessers.

Ein weiterer Pluspunkt ist der eingebaute Belichtungsmesser, mit dem du unkompliziert die Blenden- und Zeiteinstellungen überprüfen und, je nach Lichtsituation, anpassen kannst.

Augen auf beim Kamerakauf

In dieser Anleitung habe ich dir 7 Praxis-Tipps zusammengestellt, worauf du beim on- und offline Kauf einer gebrauchten analogen Kamera achten solltest.

Grund 2: Verfügbarkeit

Von allen je produzierten Kameraarten ist die analoge Kleinbild Spiegelreflexkamera der mit Abstand am meisten gebaute Kameratyp. Es gibt Modelle wie die Pentax K 1000 oder die Canon AE 1 von denen alleine 2,5 bzw. 5 Millionen Stück verkauft wurden. Das bedeutet, es befindet sich eine sehr große Anzahl von gebrauchten analogen Spiegelreflexkameras im Umlauf. Von Herstellern, die es heute noch gibt, wie beispielsweise Nikon, Canon, Olympus oder Leica, aber auch von Firmen, die den Kamerabau aufgegeben haben oder gar nicht mehr existieren wie Minolta, Konica, Pentacon, Rollei oder Yashica.

Bei einem so großen Angebot ist im Grunde für jeden Geldbeutel was dabei. Die Preise sind je nach Kameramodell, Zustand, Objektiv und Anbieter sehr unterschiedlich und beginnen bei ca. € 60,- (Kamera mit Objektiv). Du musst also nicht allzuviel Geld in die Hand nehmen, um in die analoge Fotografie einzusteigen.

Grund 3: Skalierbarkeit

Das wechselbare Objektiv ist ein weiterer Vorteil der Spiegelreflexkamera. Dadurch kannst du mit ihr dein ganz persönliches Kamerasystem aufbauen. Bist du beispielsweise mit einer 50mm Festbrennweite (was meine Empfehlung ist) gestartet und merkst, dass dir Streetfotografie oder Architekturfotografie besonders viel Spaß macht, dann kannst du dir für deine Kamera einfach noch ein 35mm oder 28mm Objektiv zulegen. Oder wenn du eine Leidenschaft für Porträts entwickelst, ein 85mm oder 135mm. Die Kamera »wächst« mit dir und deinen Interessen und beflügelt deine Kreativität.

Pentax K 1000 mit drei Objektiven 28 mm, 50 mm und 135 mm

Grund 4: Die größte Filmauswahl

Von allen analogen Filmformaten gibt es mit Abstand beim Kleinbildfilm die größte Auswahl. Du findest ihn als Schwarz-Weiß-Film, Negativ-Farbfilm und Dia-Film. Natürlich ist in den letzten Jahren die Produktion einiger Filme eingestellt worden, da die breite Masse inzwischen digital fotografiert. Aber es gibt auch den umgekehrten Fall. So hat Kodak beispielsweise seinen 2012 eingestellten Dia-Film Ektachrome E100, 2018 neu aufgelegt.

Und nicht nur die altbekannten großen Hersteller wie Kodak, Fujifilm oder Ilford produzieren nach wie vor Filme. Es gibt auch einige kleinere Firmen, wie beispielsweise Adox (Deutschland), Bergger (Frankreich) oder Foma (Tschechien), die noch aktiv sind. Gefühlt nimmt auch die Auswahl an Experimentierfilmen à la Lomo, Komo und Revolog monatlich zu.

Film is not dead – und der Kleinbildfilm schon gar nicht!