Polaroid Film, Kleinbildfilm, Rollfilm – drei Arten analog Film, die du kennen solltest

Basics

»Echt, du fotografierst noch analog?«
Ich nicke
»Gibt‘s denn da überhaupt noch Filme für?«
»Ja klar, in jedem Drogeriemarkt.«
»Krass, das hätt ich nicht gedacht.«

So oder ähnlich läuft der Dialog ab, wenn jemand mitbekommt, dass ich nach wie vor analoge Kameras im Einsatz habe. Und wenn ich dann noch hinterher schiebe: »Man kann in jedem Drogeriemarkt seine Filme auch noch entwickeln und Abzüge machen lassen.« – ist die Verblüffung meines Gegenübers komplett.

Ja, genau – Film is not dead!

Natürlich bekommst du analog Filme auch in Fotofachgeschäften, in Elektromärkten und im Internet. Doch Film ist nicht gleich Film. Und nicht jeder Film passt in jede Kamera. Deshalb stelle ich dir hier die drei Filmarten vor, die auch für dich interessant sein könnten.

1. Polaroid Film, der Ursprung aller Sofortbildfilme

Beim integralen Sofortbildfilm ist das Negativ gleichzeitig das Positiv. Das Foto wird nach dem Auslösen direkt aus der Kamera geworfen und entwickelt sich in wenigen Minuten selbst. Diese Art von Film wurde 1974 von der Firma Polaroid erfunden. Deren Gründer Edwin Land erfand 1947 auch die allererste Sofortbildkamera.

Polaroids im klassischen Format (aufgenommen mit einer Polaroid SX-70 Alpha)

Polaroid Film, Instax Mini Film

Integrale Sofortbildfilme gibt es in bunt und schwarzweiß sowie in verschiedenen Größen (Polaroid: 107 x 88 mm und 103 x 101 mm; Fujifilm: 62 x 46 mm, 62 x 62 mm und 62 x 99 mm). In einer Packung sind 8 bzw. 10 Fotos.

Sofortbildkameras erfreuen sich seit ein paar Jahren wieder wachsender Beliebtheit. Diesen Trend haben auch Firmen wie Polaroid, Fujifilm und sogar Leica erkannt und bieten neue Kameras und Filmformate an. Das Schöne dabei ist, dass Polaroid Originals auch für die Kameras aus den 1970er und 1980er Jahren noch Filme herstellt. Und so die Möglichkeit erhalten bleibt, das klassische Polaroid-Feeling einer SX-70 Kamera zu erleben.

Alte und neue Soforbildkameras – Polaroid SX-70 Alpha und
Fujifilm Instax Mini 90

Die Fujifim Instaxfilme sind kleiner als die Original Polaroid Filme

Vor- und Nachteile von Sofortbildfilmen:

  • das Foto muss nicht abgezogen werden, sondern entwickelt sich aus dem Negativ von selbst
  • die Unmittelbarkeit des Ergebnisses
  • jedes Foto ist ein Original
  • Sofortfilmfotos haben einen ganz eigenen, wunderbaren Look
  • wachsende Kameraauswahl zu annehmbaren Preisen
  • bei den meisten Kameras gibt es nicht viele manuelle Einstellmöglichkeiten
  • die Filme, vor allen die Polaroids, sind teuer (2 bis 2,25 Euro pro Foto)
  • Sofortbildfilme erzeugen mehr Plastikmüll

Für wen sind Sofortbildfilme geeignet?

  • für alle, die das Ergebnis unmittelbar in Händen halten wollen
  • für die, die echte Originale kreieren wollen
  • für diejenigen, die auf manuelle Einstellungen verzichten können und das nötige Kleingeld haben

Bezugsquellen von Sofortbildfilmen:

Fotofachgeschäfte, Elektromärkte, Internet

2. Kleinbildfilm, der vielseitige Alleskönner

Auf einen Kleinbildfilm (auch KB-Film oder 135er) belichtest du Bilder in der Größe 24 x 36 mm. Er wird in einer lichtdichten Filmpatrone geliefert und du kannst je nach Länge des Films 24 bzw. 36 Bilder auf ihn belichten. Wenn der Film voll ist, musst du ihn zum Entwickeln geben. Der entwickelte Film kann dann, zu Fotoabzügen verschiedener Größe weiter verarbeitet, als Dia an die Wand geworfen oder eingescannt werden.

Kleinbildfilm: Filmkapsel und Filmverpackung

Entwickelte KB Negativstreifen

Entwickelte KB Positivstreifen (Dia)

Der Kleinbildfilm ist nach wie vor der Standard in der Filmproduktion. Von keiner anderen Filmart gibt es eine so große Auswahl – es gibt Farbnegativfilme, Farbpositivfilme (Dia) und Schwarzweiß-Negativfilme und die alle auch noch in den verschiedensten Lichtempfindlichkeiten (ISO) und Qualitäten.

Auch die Auswahl an Kleinbildkameras auf dem Gebrauchtmarkt ist überwältigend groß, so dass für jede*n was dabei sein sollte lies dazu auch: Finde die analoge Kleinbildkamera die zu dir passt!.

✋ Achtung Sonderformat!

Es gibt noch die sogenannten Halbformat Kleinbildkameras. Diese halbieren das normale Bildformat auf 18 x 24 mm und verdoppeln so die Anzahl der möglichen Belichtungen pro Film. Bekannteste Vertreterin dieser Kameraart ist die Olympus Pen.

Vor- und Nachteile von Kleinbildfilmen:

  • einfach zu handhaben
  • kann man noch in jedem Drogeriemarkt kaufen, entwickeln und abziehen lassen
  • größte Auswahl an Filmen
  • günstigste Variante der Analogfotografie
  • größte Auswahl an Gebrauchtkameras – von der einfachen Knipse bis hin zur Profi-Kamera
  • variabel und kreativ durch die unterschiedlichsten Filme
  • man braucht etwas Geduld, denn die Filme müssen nach dem Belichten entwickelt und weiter verarbeitet werden

Für wen sind Kleinbildfilme geeignet?

  • für alle, die in die analoge Fotografie einsteigen wollen – egal ob du lieber nur Point-and-Shooten oder richtig Fotografieren lernen willst
  • für die, die sich auf das Abenteuer einlassen, nicht sofort kontrollieren zu können, was sie fotografiert haben
  • für alle, die ihre Fotografie-Skills verbessern möchten
  • für die, die mit leichtem Gepäck reisen wollen

Bezugsquellen von Kleinbildfilmen:

Drogeriemärkte, Fotofachgeschäfte, Internet

3. Rollfilm – if size matters

Der Rollfilm ist der große Bruder des Kleinbildfilms und kommt in sogenannten Mittelformatkameras zum Einsatz. Der noch am häufigsten hergestellte Rollfilm ist der 120er. Auf ihn werden je nach Kameratyp unterschiedlich große Bilder belichtet. Standardformate sind beispielsweise 4,5 x 6 cm, 6 x 6 cm oder 6 x 9 cm, wobei 16, 12 oder 8 Bilder auf einen Film passen.

    Kleinbildfilm links, Mittelformatfilm (120er oder auch Rollfilm) rechts

    120er Rollfilmnegative und Kleinbildnegative

    Der Rollfilm war, bis zum Siegeszug des Kleinbildfilms Ende der 1960er Jahre, die meist genutzte Filmart. Deshalb gibt es sowohl sehr hochwertige Mittelformatkameras, beispielsweise von Hasselblad, Mamiya, Contax oder Rollei, als auch extrem simple Fotoapparate, beispielsweise Box Kameras oder auch Sucherkameras wie die Bilora 66a, die mit Rollfilmen geladen werden.

    Vor- und Nachteile von Rollfilmen:

    • Hohe Auflösung – Rollfilm hat im Vergleich zum Kleinbildfilm eine 2,7 mal höhere Auflösung. Man kann mit ihm also größere Abzüge oder Scans machen.
    • Ein Film viele Formatmöglichkeiten.
    • Rollfilm fühlt sich irgendwie noch analoger an als Kleinbildfilm.
    • Die Möglichkeit, Fotos im 6×6 Format (meinem Lieblingsformat) zu machen.
    • Die Lernkurve für Anfänger ist steiler als beim Kleinbild.
    • Im Vergleich zum Kleinbildfilm ist der Rollfilm teurer und nur im Fachhandel zu bekommen.

    Ganz simple Box-Kameras: Bilora Stahlbox und Agfa Clack

    Balgenkameras: Nettar für das Format 6 x 9 cm und Weltax für 6 x 6 cm bzw. 4,5 x 6 cm

    Rolleiflex und Kowa Six für das Format 6 x 6 cm

    Für wen sind Rollfilme geeignet?

    1. Die super einfachen Apparate mit einfachen festverbauten Objektiven, wie die Box Kameras oder die simplen Sucherkameras wie die Agfa Clack, Bilora Bella 66 oder die Certina, bei denen man nur ganz wenig einstellen kann. Diese eignen sich für Spaßfotografen oder Puristen, die das größere Aufnahmeformat mal testen wollen oder die Ergebnisse der einfachen Objektive schätzen.
    2. Ältere Kameras mit besseren festen Objektiven aber weniger Komfort, wie zum Beispiel Balgenkameras oder TLR’s. Diese eignen sich für alle, die schon ein wenig Erfahrung mit analoger Fotografie gesammelt haben und wissen, wie Blende und Belichtungszeit zusammenhängen, die sich nicht scheuen, einen Handbelichtungsmesser zu verwenden oder die »Sunny 16 Regel« drauf haben.
    3. Modernere Kameras mit fest verbautem Objektiv. Hier hat beispielsweise Fuji ein paar sehr interessante Apparate (GS 645 oder GS 645s) gebaut, die recht kompakt sind und einen Belichtungsmesser an Bord haben. Diese sind auch gut für Einsteiger geeignet, da recht simpel zu bedienen. Allerdings sind diese Kameras gebraucht erst ab ca. € 400,00 zu haben.
    4. System Mittelformatkameras mit der Möglichkeit, verschiedene Objektive zu verwenden. Diese gibt es in günstiger, wie beispielsweise die Pentacon Six (ca. ab € 150,-), oder in teurer – Hasselblad 500 C/M (ab € 900,-). Auch bei diesem Kameratyp wurde oft kein Belichtungsmesser verbaut. Außerdem sind sie recht groß und schwer. Ich denke, es gibt leichtere Arten in die analoge Fotografie einzusteigen, als mit diesen »Monstern«. Wie schon gesagt, rate ich, erst ein wenig Erfahrung zu sammeln, bevor du dir eine klassische Mittelformatkamera zulegt.

    Bezugsquellen von Rollfilmen:

    Gut sortierte Fotofachgeschäfte, Internet

    Meine Lieblings-Film-Onlinehändler:

    Alle Zutaten für analoge Fotografie bieten:
    Fotoimpex  und macodirect

    Alles rund um Polaroid bekommst du beim Original:
    Polaroid