Unbekannte Schönheit – die Konica Autoreflex T3 / T3N
Sie sind die letzten ihrer Art und für die Ewigkeit gebaut. Die Konica Autoreflex T3 und T3N sind wunderschöne analoge Spiegelreflexkameras. Was sie neben ihrem guten Aussehen sonst noch zu bieten haben und warum bei ihnen dein Geldbeutel etwas kleiner, deine Muskeln dafür aber umso größer sein sollten, erfährst du in diesem Review.
Obwohl Konica der älteste japanische Kamerahersteller war, der mit dem Kamerabau lange vor den andern begann, ist Konica in Deutschland nie so populär gewesen wie beispielsweise Nikon, Canon, Minolta oder Olympus. Und auch ich hatte Konica lange nicht auf dem Schirm und als ich vor ein paar Jahren eine Autoreflex T3 ersteigerte, tat ich das einfach nur, weil ich sie so schön fand 🙄.
Fotos der Konica Autoreflex T3 / T3N
Steckbrief
Bauart:
Einäugige Spiegelreflexkamera
Baujahr:
1973 – 1978
Objektivanschluss:
Konica AR-Bajonett
ASA/ISO:
12 – 3200
Verschluss:
Vertikal ablaufender Metallschlitzverschluss Copal Square-S – 1 – 1/1000, B
Belichtungsmesser:
TTL, mittenbetonte Integralmessung
Fokussierung:
Manuell
Sucher:
Pentaprisma, Sucher zeigt 92% des tatsächlichen Bildes
Modi:
Manuell, Blendenautomatik
Maße Gehäuse:
ca. 150 x 96 x 47 mm, 740 g
Batterie:
2 x PX 675 Quecksilber, 1.35 V
Extras:
Selbstauslöser und Abblendhebel
Design, Ausstattung und Funktionen – japanische Wertarbeit
Die Autoreflex T3 erblickte 1973 das Licht der Welt. Sie war die vierte Generation der legendären Auto-Reflex aus dem Jahr 1965, der ersten SRL mit Schlitzverschluss, die mit einer Automatik (Blendenautomatik) ausgestattet war. Zwischen der Auto-Reflex und der Autoreflex T3 liegen 8 Jahre und drei Weiterentwicklungen (T (1968) und T2 (1970)), so das die T3 eine wunderbar entwickelte Kamera ist.
Der blitzschuhlose Prismenkasten wirkt von oben betrachtet besonders elegant
Es gab sie in Silber und Schwarz, wobei die Schwarzen seltener und, wie ich finde, nicht ganz so hübsch sind. Was mir an der T3 besonders gefällt, ist ihr zierlicher Prismenkasten, der von oben betrachtet sehr elegant ist. Diese Eleganz wird durch einen aufsteckbaren Blitzschuh ermöglicht, ähnlich wie bei der Olympus OM-1 und OM-2, nur dass Konica die Schnittstelle für den Hot-Shoe über dem Okular anbrachte und deshalb kein Loch den Spiegelkasten verunstaltet. Ein weiteres Detail, was mir besonders gefällt, ist das unglaublich griffige und wunderbar gestaltete Zeitwahlrad. Für mich ist es das schönste Zeitwahlrad, das ich kenne.
Für mich das schönste Zeitwahlrad, das ich kenne
Aber nicht nur ihr Äußeres kann sich bei der T3 sehen lassen, auch ihre inneren Werte sind grundsolide und gut. Wie schon all ihre Vorgängerinnen, kannst du die T3 voll manuell (du stellst die Zeit und Blende selbst ein) oder mit Blendenautomatik bedienen. Um in den Automatik-Modus zu kommen, drehst du den Blendenring am Objektiv auf das grüne AE (oder wenn du ein älteres Objektiv hast auf das EE) dann musst du nur noch die Zeit einstellen und die Blende wird automatisch von der Kamera gewählt. Welche Blende sie nehmen wird, zeigt dir die Blendennadel im Sucher an.
Diese Blendenadel unterstützt dich natürlich auch im manuellen Modus, indem sie dir anzeigt, welche Blende du für eine korrekte Belichtung bei der eingestellten Zeit und in der aktuellen Lichtsituation einstellen solltest. Um den Automatik-Modus zu verlassen, musst du übrigens den kleinen Stift vorne links am Blendenring drücken, damit löst du die Arretierung, die die AE-Stellung absichert.
Beim Blick durch den Sucher hast du alle Belichtungsparameter vor Augen: unten die Belichtungszeit, rechts die Blendennadel.
Die Konica Autoreflex T3 ist extrem robust gebaut und ihr Copal-Metallschlitzverschluss ist weniger empfindlich als Tuch-Schlitz-Verschlüsse und arbeitet auch bei großer Kälte sehr zuverlässig. Da die Kamera mechanisch funktioniert, braucht sie die Batterien nur für den Belichtungsmesser. Das bedeutet, du kannst selbst ohne Batterien im manuellen Modus weiter mit ihr fotografieren, dann natürlich mit externem Belichtungsmesser bzw. mit der Sunny-Sixteen-Regel.
Die hochwertige Verarbeitung schlägt sich auch im Gewicht nieder. Der Body ohne Batterien wiegt 740 g. Mit Batterien, Film und 50mm 1.7 Objektiv wiegt die T3 1 Kilogramm, mit dem lichtstärkeren 50mm 1.4 Objektiv noch mal 40 g mehr.
Links die T3, rechts die T3N
Die T3N, was sie von der T3 unterscheidet und wie du sie erkennst
Die T3N kam 1975 auf den Markt und unterscheidet sich so marginal von der T3, dass sie noch nicht mal eine eigene Beschriftung bekam. Trotzdem erkennst man sie gut, und zwar an genau den vier Merkmalen, die sich gegenüber der T3 verändert haben:
- Der Selbstauslöserhebel ist jetzt aus Kunststoff und nicht mehr aus Metall
- Der Blitzschuh wurde fest verbaut, dadurch hat sich die Form des Prismenkastens verändert 😳
- Die Seriennummer wanderte von der Rückseite der Kamera an die Stelle, wo bei der T3 noch T-3 stand.
- Ein Okularverschluss wurde ergänzt.
Von Oben betrachtet ist der Unterschied zwischen T3 und T3N gut zu erkennen.
Den Okularverschluss links neben dem Suchereinblick gibt es nur bei der T3N.
Die T3N ist die Letzte der großen und massiv gebauten Konica Spiegelreflex-Kameras. Denn dem Trend, kleinere und leichtere SLR’s zu bauen, den die Olympus OM-1 1972 einläutete, konnte sich auch Konica nicht mehr entziehen. So ist die 1978 erschienene T4 kleiner und durch die Verwendung von vielen Kunststoffteilen auch leichter (530 g).
Links die T3, rechts eine Olympus OM-1
Die Handhabung – einfach, klassisch, gut
Das Handling der T3/T3N ist unkompliziert und angenehm. Sie bietet nützliche Features, wie beispielsweise eine Anzeige, ob der Verschluss gespannt ist oder nicht. Ist die Anzeige rot, muss noch gespannt werden, ist sie grün, ist die Kamera schussbereit. Wird der Schnellspannhebel im ausgeschalteten (OFF) Zustand betätigt, schaltet sich die Kamera automatisch ein – sehr praktisch, um keine Zeit zu verlieren. Im ausgeschalteten Zustand ist der Auslöser übrigens blockiert und der Belichtungsmesser ausgeschaltet. Das schützt vor versehentlichem Auslösen und spart Batterie.
Der Sucher, der T3 und T3N ist angenehm groß und hell. Da die eingestellte Belichtungszeit unten ein gespiegelt wird, hast du in Kombination mit der Blendennadel am rechten Rand alle Belichtungsparameter im Blick. Das Mikroprismenfeld in der Mitte unterstützt dich beim Scharfstellen. Es gibt wohl auch Varianten, die einen Schnittbildindikator haben, mir ist allerdings bis jetzt keine untergekommen.
Mit dem M.E. (Multi Exposer) Hebel lassen sich Mehrfachbelichtungen einfach realisieren.
Ein weiteres Merkmal, welches ist an der Kamera sehr schätze, ist der Hebel für Mehrfachbelichtungen unterhalb des Zeitwahlrads. Drückst du ihn beim Spannen in Richtung des Pfeils, wird der Film nicht weiter transportiert, sondern nur der Verschluss gespannt und du kannst Doppel- bzw. Mehrfachbelichtungen machen.
Das alte Batterie-Problem und 2 Dinge, die ich nicht so mag
Wie viele Kameras aus den 1970er / 1980er-Jahren benötigen die T3 / T3N quecksilberhaltige Batterien, und zwar zwei PX 675 mit 1.35 V. Da es diese aus Umweltgründen nicht mehr gibt und da die aktuellen formgleichen SR44 bzw. LR44 die falsche Spannung (1.55 V) haben, solltest du diese nicht verwenden, denn mit denen misst der Belichtungsmesser nicht korrekt. Die einfachste und preisgünstigste Lösung sind 675 Zink-Luft-Hörgerätebatterien. Die haben zwar auch eine nicht ganz korrekte Spannung (1.45 V), aber diese Abweichung ist insbesondere, wenn du Negativ-Film verwendest zu vernachlässigen.
Der preisgünstigste Batterieersatz 675 Hörgerätebatterien
Willst du trotzdem mit der korrekten Spannung fotografieren und wenn Geld keine Rolle spielt, kannst du auch in WeinCells MRB675 oder in zwei Kanto MR-44 Adapter investieren.
Batterie-Check – warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?
Okay, die Konica Autoreflex T3 und T3N hat den kompliziertesten Batterie-Check, den ich kenne. Denn um die Batterie zu checken, musst du Folgendes tun:
- Nimm das Objektiv ab
- Dreh den ISO-Wet auf 100
- Dreh das Zeitwahlrad auf 1/125
- Drücke den Ein- / Ausschalter nach links Richtung des roten C und blicke dabei in den Sucher. Die Belichtungsmessernadel fällt von oben runter und sollte im rot markierten Bereich zwischen Blende 8 und 11 stehen bleiben, dann hat die Batterie ausreichend Saft 😅
Der Selbstauslöser-Hebel dient gleichzeitig auch zum Abblenden
Abblendhebel
Die Konica bietet einen etwas versteckten Abblendhebel, der es dir ermöglicht im manuellen Modus das Objektiv auf die voreineingestellte Blende abzublenden, um so die Schärfentiefe besser beurteilen zu können. Dazu drückst du den Hebel des Selbstauslösers einfach Richtung Objektiv. Allerdings braucht man echt viel Kraft um den Hebel zu bewegen – ich finde zu viel Kraft.
Und Achtung, um den Hebel in die andere Richtung bewegen zu können, wenn du den Selbstauslöser zu aktivieren willst, muss der Knopf unten im Hebel gedrückt werden.
Fazit – zeitloser Klassiker mit Spitzenobjektiven
Wer die T3 / T3N in die Hand nimmt, fühlt, sie wurde gebaut, um zu bleiben. Sie ist ein präzise gefertigtes, unverwüstliches Arbeitstier, an dem nichts wackelt oder lommelig ist. Ihr Auslösegeräusch ist satt und nichts für Heimlichtuer. Die Palette an benutzbaren Konica-Hexanon-Objektiven ist riesig –von 15mm bis 2000mm ist alles dabei, unter ihnen sind echte Leckerbissen wie das 40mm 1.8, das 50mm 1.7 oder das 85mm 1.8, die bis heute zu den besten jemals gebauten Objektiven zählen. Für die herausragende Qualität der Hexanon Objektive spricht auch, dass sie viel Jahre der Maßstab für das japanische Industrieministerium waren, an dem die Qualität der Objektive aller anderen Hersteller gemessen wurde.
Die Tatsache, dass Konica, wie eingangs erwähnt, nie so beliebt war wie andere Marken, hat sich bis heute gehalten und deshalb bekommst du eine T3 oder T3N mit ein wenig Glück viel günstiger als vergleichbare Kameras beispielsweise von Nikon.
Ich rate allen zu dieser Kamera, die ordentlich was in der Hand haben und von der großen Bandbreite und der herausragenden Qualität der Hexanon-Objektive profitieren wollen.